Abgehört - Buch von Sönke Neitzel -
Deutsche Generäle in britischer Gefangenschaft 1942 – 1945

Kommentar von Timo von Choltitz

Der deutsche Autor Professor Sönke Neitzel hat aus Quellen des Britischen Geheimdienstes (Kopien von Abschriften der Abhörprotokolle) ein Bild von deutschen Generälen im 2. Weltkrieg gezeichnet, das - zumindest in Teilen - auf eine Fälschung hinweist.

Professor Sönke Neitzel beruft sich auf Kopien von Abschriften von Tonaufnahmen, die nicht mehr existieren, da sie auf Platten aufgenommen wurden, die später mit anderen Aufnahmen überspielt und dann vernichtet worden sind. Tonaufnahmen wären einigermaßen glaubwürdig, nicht aber Kopien von Abschriften.

Auf jeden Fall: Die Papierqualität und Papierfarbe sowie der Schreibmaschinenstil insbesondere des „Judenvernichtungs-Geständnisses“ des Kommandierenden Generals der Infanterie und Wehrmachtsbefehlshabers von Groß-Paris, Dietrich von Choltitz, weisen auffällige Unterschiede zu den restlichen Protokollseiten auf. Dies wird dem Betrachter der Kopien sofort sehr deutlich.

Das Geständnis wurde in keiner Weise bewiesen. Es ist durchaus anzunehmen, dass die Abschrift-Kopien, die von jedermann im britischen Nationalarchiv in London einsehbar sind, eine Fälschung des Britischen Geheimdienstes - oder anderer - sein könnten. Denn: Die Originalversion wird nicht zur Einsicht angeboten und wurde von Professor Sönke Neitzel auch nicht ausgewertet.

Klar: General Dietrich von Choltitz war im 1. Weltkrieg an der Somme in Flandern ein junger hochdekorierter Leutnant. 30 Jahre danach ein Kommandierender General der Infanterie, der u. a. Regimenter, Divisionen und Armee-Korps (Luftlande-, Infanterie- und Panzertruppen) in Polen, Holland, Russland, Italien sowie sieben Divisionen in der Normandie in Frankreich kommandierte und sich vor allem große Verdienste um die Bewahrung von Paris erworben hatte.

Somit wurde der im November 1966 verstorbene General Dietrich von Choltitz auch zu Recht zu seinen Lebzeiten wie auch danach geehrt (u. a. im Internet s. www.choltitz.de).

Es ergeben sich massive Zweifel an der Echtheit der kopierten Abschriften, die keinen Beweiswert haben. Ein einziger zusammenhangloser Satz, worin der in Gefangenschaft befindliche General Dietrich von Choltitz ausgerechnet am Tage seiner Einlieferung in den Trend-Park (am 29. August 1944) „seine Verantwortung an Judenvernichtungen zugibt“, steht auf einer Misstrauen erweckenden Schreibmaschinenseite, welche auch nur eine Kopie darstellt.

Enge Kontakte zu Palombini und Goerdeler
General Dietrich von Choltitz unterhielt Verbindungen z. B. zu Kraft Freiherr von Palombini, dem Mann seiner Cousine Melitta von Carlowitz, der mehrfach von den Nazis im Berliner Gefängnis von Moabit eingekerkert wurde. Im Hause des Freiherrn Palombini fanden mehrere Treffen statt, an denen außer General Dietrich von Choltitz auch Carl Friedrich Goerdeler, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, der Kopf des zivilen Widerstandes, teilgenommen haben.

Alles spricht dagegen …
Schon bei der Eroberung von Rotterdam im Jahre 1940 bewies der damalige Kommandeur des III. Batallions des Luftlanderegiments 16 , Oberstleutnant Dietrich von Choltitz, Augenmaß. Er bezweckte die Verhinderung der Bombardierung von Rotterdam, was leider misslang. Zu lesen im Internet unter www.geschichtsthemen.de.

Erklärter Gegner Adolf Hitlers
General Dietrich von Choltitz war spätestens 1942 ein erklärter Gegner Adolf Hitlers und seiner Schergen. Er wusste längst, dass der Krieg verloren und Hitler ein Verbrecher war. Dies geht aus dem Zeitungsbericht „Erinnerungen an einen General“ von Hugo Hartung hervor (zu lesen in der Homepage www.choltitz.de).

Kommissarbefehl wurde nicht befolgt
General Dietrich von Choltitz war außerdem einer der wenigen Kommandeure im 2. Weltkrieg, der seinen Offizieren und Soldaten strikt untersagte, den Führerbefehl zur sofortigen Vernichtung der gefangenen russischen Kommissare durchzuführen.

Humanitäre Behandlung russischer Gefangener
Heinz Zwiebler ehemals Oberleutnant im IR 16 und Stabsoffizier in einem Artikel in "Oldenburgische Infanterie"- Mai - Aug. 1998 - Erscheinungsort Oldenburg - Nr. 46:

"Ebenso konsequent, wie Oberst von Choltitz bei der Eroberung von Sewastopol die Ausführung des Kommissarbefehls (zur Liquidierung der Sowjet-Kommissare nach Gefangenschaft) in seinem Regiment untersagte, befahl er eine humane Behandlung der verwundeten und gefangenen russischen Soldaten". (S. auch Geschichte der 22. Infanterie-Division von Friedrich-August von Metzsch, Seite 18).

"Seine Fürsorge und vielfältigen Bemühungen um das Wohlergehen des einfachen Soldaten an der Front" - so Heinz Zwiebler - "sind als besondere Charaktereigenschaften unseres Regiments-Kommandeurs hervorzuheben. Er scheute auch nicht, bei Überforderung der Truppe seine warnende Stimme gegenüber höheren Kommando-Stellen (Korps, Armee) zu erheben".

(S. auch Geschichte der 22. Infanterie-Division von Friedrich-August von Metzsch, Seite 32).

Zitat von Heinz Zwiebler: "Der Trinkspruch im Offizierskorps des Infanterieregiments 16 unter der Führung von Oberst von Choltitz galt nicht zuerst dem Führer, sondern den Frauen und Müttern in der Heimat, die täglich um ihre Männer, Väter und Söhne an der Front bangten."

Internet-Hinweis "Der Geist von Saporoshje" - ein überliefertes Gespräch von Generalfeldmarschall Erich von Manstein mit Generalmajor Dietrich von Choltitz aus "Der Spiegel".
(Abdruck ist leider wg. Spiegel-Copyright nicht möglich, kann aber per Internet angefordert werden)

Daraus geht hervor, dass Generalfeldmarschall Erich von Manstein wie auch Generalmajor Dietrich von Choltitz "Ihren Führer" Adolf Hitler ablehnten und Überlegungen anstellten, den militärischen Einfluss von Hitler zumindest an der Ostfront zu schmälern. Beide schlugen einen koordinierenden Oberbefehlshaber Ost vor, den Hitler nicht akzeptierte.

Als jüngster Generalmajor der gesamten Wehrmachts-Heerestruppen fragte Dietrich von Choltitz 1942 den Generalfeldmarschall Erich von Manstein, ob er an Aktionen gegen Hitler teilnehmen werde, im Wissen, dass er innerlich dem NS-Staat ablehnend gegenüberstand. Manstein sprach sich gegen Aktionen aus. Der Krieg hätte - ohne die schreckliche Bombardierung Deutschlands - möglicherweise rechtzeitig beendet werden können.

Bestens informiert über die Verschwörung gegen Hitler
Darüber hinaus verfügte General Dietrich von Choltitz - wie selbst im Neitzel-Buch zu lesen ist - Verbindungen zum Kreis des Widerstandes, der am 20. Juli 1944 - nach dem missglückten Stauffenberg-Attentat auf Hitler - zusammenbrach.

Trümmerfeldbefehl wurde nicht ausgeführt
Die logische Folge seiner Ablehnung gegenüber Hitler und den Nazis: General Dietrich von Choltitz unterlief und sabotierte aktiv im August 1944 die mehrfachen Führerbefehle zur Vernichtung der Millionenstadt Paris! Der Trümmerfeldbefehl von Adolf Hitler wurde vielfach veröffentlicht (auch im Internet zu lesen)! Deshalb wurde und wird General Dietrich von Choltitz als „Retter von Paris“ bezeichnet.

General Dietrich von Choltitz
verübte aus Sicht der Hitler-Schergen vielfach "Hochverrat"

Verpflegung der Pariser Bevölkerung mit rund 10 Millionen Tagesrationen aus Lagerbeständen der Wehrmacht. Ziel: Vermeidung von Hunger und Aufständen in der Stadt

Freilassung von 4213 politischen Gefangenen. Ziel: Bewahrung der Ruhe in Paris - Kooperation mit dem "Feind"

Transport von rund 30 000 deutschen Wehrmachtshelferinnen und Polizisten in die Heimat. Ziel: Verhinderung der Gefangenschaft, die zwangsläufig drohte

Kontaktaufnahme mit der französischen Widerstandsbewegung. Ziel: Vermeidung von Kämpfen, Opfern und Zerstörungen

Verhinderung des Raubes des "Teppichs von Bayeux" aus dem Louvre durch Görings "Abgesandte"

Retter von Paris
In einem Gespräch mit Generalfeldmarschall von Kluge sagte General Dietrich von Choltitz: „Ach, Herr Feldmarschall, bisher wäre es ein Begräbnis ohne militärische Ehren gewesen, vielleicht kann es jetzt eines mit militärischen Ehren werden.“ (Zu lesen im 1951 erschienenen Tatsachenbericht „brennt paris? - adolf hitler“, Seite 22. Diese Ehrung wurde dem General Dietrich von Choltitz dann bei seiner Beerdigung 1966 zuteil!

General Dietrich von Choltitz bezeichnete und bezeichnet man als „Retter von Paris“. Eine weitere Verhinderung eines Trümmerfeldbefehls einer Weltstadt gab es bislang nicht mehr!

Rehabilitierung
Dem letzten Stadtkommandanten von Groß-Paris während des Zweiten Weltkrieges, General Dietrich von Choltitz, ist zwei Wochen nach seinem Tode im 16. Pariser Stadtbezirk eine Rehabilitierung widerfahren. Die Behörden ließen eine an einem Haus angebrachte marmorne Mahntafel auswechseln, auf der bis dahin gestanden hatte „Hier, in dieser Garage, wurden am 14. August 1944 die Leichen von 42 Patrioten gefunden, erschossen auf Befehl des Generals Dietrich von Choltitz.“ Auf der neuen Tafel heißt es: „Erschossen auf Befehl der Gestapo“.

General Dietrich von Choltitz, der seinerzeit den Hitlerbefehl verweigerte, Paris zu zerstören, hatte die französischen Behörden vor längerer Zeit durch einen Anwalt wissen lassen, dass nicht er den Erschießungsbefehl gegeben habe, sondern die Gestapo.

Die Gestapo habe ihm nicht unterstanden und für deren Wirken sei er als Wehrmachts-General nicht verantwortlich gewesen.

Defätistische Äußerungen gegenüber Adolf Hitler
Umfragen bei heute noch lebenden Soldaten im Luftlanderegiment 16, später Infanterieregiment 16 des damaligen Oberst Dietrich von Choltitz (darunter ein ehemaliger General der Bundeswehr) ergaben nicht die geringsten Anzeichen einer Judenvernichtung.

Niemals kam zu Lebzeiten des Generals von Choltitz der Verdacht einer Judenverfolgung auf!

Im Gegenteil: General Dietrich von Choltitz war bekannt durch seine defätistischen Äußerungen gegenüber Adolf Hitler und den Nazis.

Buchhinweis
"Ich möchte meinem Brötchengeber in die blauen Augen sehen"
Erwähnung der Aussagen des damaligen Generalmajors Dietrich von Choltitz beim Besuch Adolf Hitlers bei Generalfeldmarschall von Manstein, Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Don, in seinem Hauptquartier in Saporoshje (am Dnjepr). Zeitzeuge Alexander Stahlberg berichtet in seinem Buch "Die verdammte Pflicht" auf den Seiten 294/295 und 307/308 darüber. Diese umschreiben die typische Haltung des Generals Dietrich von Choltitz seinem „Führer“ gegenüber,

Kein Echo seitens der gefangenen Generäle
Merkwürdig ist die Tatsache, dass das „Choltitz-Geständnis“ im Trend-Park überhaupt keine weiteren Fragen oder Vorwürfe seitens der gefangenen Generäle aufwarf. Ein weiterer Beweis, der auf eine Fälschung des „Geständnisses“ hinweist.  

Und da schoss es…
Hierzu ein Zitat von General Dietrich von Choltitz, im Neitzel-Buch auf Seite 294: „Ich kam an einem Tag nach dem Fall von Sewastopol - als ich da also nach Berlin geschafft worden war, flog ich zurück mit dem Chef des Stabes. Da kam der Kommandant des Flugplatzes auf mich zu - und da schoss es. Was, sagte ich, macht ihr etwa eine Übung?“ Da sagte er: „Um Gottes Willen, ich darf ja nicht reden. Hier werden seit Tagen Juden erschossen!“

Beisetzung mit militärischen Ehren
Dem bekannten General Dietrich von Choltitz hätte man zu Lebzeiten den Prozess gemacht - nicht aber ihn mit militärischen Ehren - im Beisein hoher Generäle und zahlreicher Soldaten der Bundeswehr sowie hoher Offiziere der französischen Truppen in Baden-Baden - würdig zu Grabe getragen.

Generalmajor Köhler legte im Auftrag des Bundesverteidigungsministeriums einen Kranz am Grab nieder. Unter den Trauergästen waren ferner der Kommandeur der Luftwaffengruppe Süd in Karlsruhe, Generalleutnant Trautloff, Befehlshaber im Wehrbereich V Baden-Württemberg, Generalmajor Lechler, deutscher Bevollmächtigte Europa-Mitte und Brigadegeneral Giesser (Heidelberg).

Generalmajor Köhler sprach zur Trauergemeinde:
"Ein großes Soldatenleben ist vollendet. Wir verneigen uns vor der Trauer der Angehörigen, an der Soldaten der Bundeswehr Anteil nehmen. Hier sei das Leben eines Mannes zu Ende gegangen, der in zwei mörderischen Weltkriegen von Anfang bis Ende seine Pflicht getan habe.

Wir Soldaten der Bundeswehr können nur dankbar sein für die Lösung, die General von Choltitz in Paris gefunden hat. Wir werden ihn als tapferen und humanen Soldaten in Erinnerung behalten."

Ein Kranz kam aus Paris und auf seiner Schleife standen die Worte: "En souvenir reconnaissante d'une famille de Paris" (In dankbarer Erinnerung - eine Familie aus Paris).

Von französischer Seite war der Stadtkommandant von Baden-Baden, Colonel Wagner, als ranghöchster Offizier zu der Trauerfeier erschienen. Ferner Colonel de Ravinel und Colonel d'Omezon.

Welch einem deutschen General wurde ansonsten eine solche Ehrung zuteil?

Vorwurf der Judenvernichtung – ohne Beweise
Eine kürzliche Anfrage von Timo von Choltitz, seinem Sohn, beim Simon Wiesenthal Center in Los Angeles, Kalifornien/USA, ergaben nicht die geringsten Anhaltspunkte für eine Judenvernichtung des Generals Dietrich von Choltitz im 2. Weltkrieg.

Ein Mann des Widerstandes
General Dietrich von Choltitz ist als ein Mann des Widerstandes zu betrachten, nicht als ein Offizier, der sich an Judenvernichtungen beteiligen oder diese gar anordnen konnte.

General Dietrich von Choltitz hat mit der Rettung von Paris die bedeutende Voraussetzung zur raschen deutsch-französischen Versöhnung und Freundschaft geschaffen!

Wer den gläubigen und äußerst humorvollen General Dietrich von Choltitz kannte, ist empört über die „Geständnis-Veröffentlichung“.

Zudem: Sämtliche sonstigen Aussagen des Generals, die zahlreich im Neitzel-Buch veröffentlicht sind, weisen genau auf das Gegenteil einer Judenvernichtung hin!

Lebende Zeitzeugen
Ein Offizier im Stab von Dietrich von Choltitz (damals Oberst) bei der Schlacht um die stärkste Land- und Seefestung der Welt, Sewastopol, Oberleutnant Heinz Zwiebler, Hamburg, ist sicher bereit, über den „Menschen, Offizier und Kommandeur Dietrich von Choltitz“ Auskunft zu geben.

Wer Geschichte schreibt, sollte sich inständig an bewiesene Tatsachen halten. Es wäre von einem Historiker zu erwarten, die benutzten Quellen auf Echtheit zu überprüfen und nur mit Originalen zu arbeiten.

Wer sich über die wahren Vorgänge der Karriere von General Dietrich von Choltitz informieren möchte, sollte seine beiden Bücher „Soldat unter Soldaten“ und „brennt Paris - adolf hitler“ lesen. Ferner die Homepage www.choltitz.de und evtl. das Buch „Brennt Paris?“ der ehemaligen Chefreporter von Paris Match (Dominique Lapierre) und Newsweek (Larry Collins).

Verfasser dieses Beitrages: Timo von Choltitz, Lindenstraße 32, 71297 Mönsheim, (Telefon: 0049 7044 910059, E-Mail: kontakt@data-compass.de ), Sohn von Dietrich von Choltitz, Kommandierender General der Infanterie und Wehrmachtsbefehlshaber von Groß-Paris.

März 2007